Shalom Peter,
eigentlich habe ich erwartet, dass ich nach einem solchen Tag, durch die Epizentren von drei Glaubensrichtungen, mal über allePilger ordentlich lästern kann. Ich selber würde mich ja keiner zugehörig fühlen, die Herkunft ist aber katholisch. Ich bin also nicht unbelastet. Und sie machen es einem dann auch nicht schwer…diese ganzen Gläubigen.
Für die Muslime ruft regelmäßig der Muezzin zum Gebet und es hallt durch die ganze Stadt, während ich auf meinen Zimmer sitze, schreibe und die Knochen schone. Ich mag das sehr, denn es unterstreicht die Besonderheit und Exotik dieser Stadt.
Die ultraorthodoxen Juden tragen ihre Schläfenlocken und wirklich krasse Hüte und manch einer kommt in weißen Strümpfen mit Pömps daher. Gerade am Freitag haben sie die Atstadt regelrecht bevölkert.
Die Würdenträger der orthodoxen Christen aus Russland und Armenien tragen schwarz mit Hut oder Kapuze und mit großen Kreuzen um den Hals. Meist trägt ein so gekleiderter eine kleines Holzkreuz in der Hand, unterm Kinn und geht so seiner Gemeinde voraus.
Die Christen, ja die Christen aus Afrika, Asien, Amerika und Europa, die singen! Überall stehen und laufen Gruppen herum die singen. Eigentlich ein Grund zum Belächeln möchte man meinen. Aber nein!
Allen Gläubigen ist eines gemeinsam und das ist eine tiefe Ernsthaftigkeit. Alle Menschen in der Altstadt sind tief gläubig und meinen das völlig ernst, was sie da tun. Sie suchen Spiritualität, Gemeinschaft und vielleicht Nähe zu ihrem Gott, das verbindet alle, die Muslime, die Juden und die Christen. Und das beeindruckt mich wirklich auf’s Äußerste.
Aber – lieber Peter – eine Spiritualität erreicht mich persönlich hier nicht. Ich bleibe auf den Spuren von historischen Figuren und erfreue mich am Hauch Sturm der Geschichte.
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